11.15.2005

Los Antiguos -> El Calafate

Ein letzter Blick zurueck. Hier hatte ich noch keine Ahnung was mich auf dem Mythos "Ruta 40" wirklich erwartet. Ich wusste nur, dass es wieder zurueck in die trockene Pampa geht. Und wer tauscht schon gerne so eine Berglandschaft gegen staubige endlose Weite ein... mir fiel es jedenfalls schwer.

Zudem nahm ich mit gemischten Gefuehlen die Windstille auf der vor mir liegenden Strecke wahr. Denn auf dem Hinweg ist mir hier der Wind noch um die Ohren gerauscht. Mit dem haette ich die 60 huegeligen Kilometer sicherlich in 2 Stunden ohne mich gross anzustrengen geschafft. So muss ich selbst fuer den Antrieb sorgen.


Auf der anderen Seite weiss ich aber auch, dass die Ruta 40 nach Sueden abbiegt u dann haette ich Seitenwind. Es hat eben alles seine zwei Seiten. Und da die relative Windstille sogar noch zwei Tage laenger anhielt kann ich heute sagen, dass ich sehr froh darueber war und ich sonst nie auf durchschnittlich knapp 100 Kilometer am Tag gekommen waere. Aber so schaffte ich in den ersten drei Tagen mit 100, 120 und 140 Kilometern bereits die Haelfte der Gesamtstrecke fuer die ich vorsichtig zehn bis zwoelf Tage kalkuliert hatte.

Hier hatten die huegeligen ersten 200 Kilometer endlich mal ein Ende. Auf dem Bild kommt mal wieder nicht rueber, dass es hier doch ein ganzes Stueck bergab ging. Gensauso wie bei der Tour de France. Da sieht man auch immer nicht wie steil diese Berge tatsaechlich sind, auf die die Profis da mit scheinbarer Leichtigkeit hochkurbeln.
Kelly und Eric aus Oregon. Gemeinsam mit zwei Kumpels sind sie mit ihren gemieteten Motorraedern in Chile und Argentinien in Richtung Sueden unterwegs. Beide waren frueher aber auch viel mit dem Rad unterwegs. Eric hauptsaechlich in Europa, so dass er auch gleich wusste welche Gegend das ist, als ich ihm erklaerte dass ich aus dem "Black Forest" komme. Und Kelly hat mit seiner Freundin schon einmal die USA von Ost nach West durchquert und ist 2000 Meilen durch Neuseeland geradelt. Und wer weiss, vielleicht steige ich in zehn Jahren ja auch mal aufs Motorrad um. Dann schaff ich die 700Km beim naechsten Mal auch in zwei, statt in sieben Tagen.

Ich dachte ich mach mich mal ganz gross, damit man sieht wie klein ich in einer solchen Landschaft bin. ;)


Eine der wenigen noch arbeitenden Estancias. Dazu auch noch sehr nah an der Piste. Die meisten Estancias sind inzwischen ausschliesslich touristisch. Fuer harte US Dollar kann man sich dort fuer eine Nacht oder gar fuer laengere Zeit einmieten. Die Preise sind ziemlich abgehoben. Ich hab auf einer dieser Estancias einmal Halt gemacht und ne Kleinigkeit zu Mittag gegessen, einfach weils gerade gepasst hat und ich ohnehin mal wissen wollte wie diese Estancias so aussehen. "La Siberia" hiess sie und gehoert einem Deutschen, der allerdings in Italien lebt. Neben dieser besitzt er ausserdem noch drei andere in der Naehe, die allerdings nicht in Betrieb sind und erst noch renoviert werden muessen. Fuer eine Uebernachtung mit Vollpension haette ich schlappe 320Pesos gezahlt. Das sind knapp 100 Euro. OK, fuer einen gutverdienenden Touristen, der hier einen dreiwoechigen Jahresurlaub verbringt mag das vielleicht ein akzeptabler Preis sein. Aber fuer mich, der einige Tage zuvor noch fuer 3 Pesos die Nacht auf dem Campingplatz in Los Antiguos geschlafen hat, klang das ziemlich teuer. Ich hab dann auch fuer zwei kleine Schnitzel mit zwei Spiegeleiern, Brot und einer kleinen Fanta zehn US Dollar bezahlt.
"US Dollar? Ich dachte, er ist in Argentinien unterwegs..."
Tja, schon... da der Besitzer selbst mit Pesos aber nichts anfangen kann weil er aus dem Ausland kommt, bevorzugt er die Hartwaehrung. Und so hatte ich die Wahl entweder 10 USD oder eben 38 Pesos zu zahlen. Und da 10 USD dem aktuellen Kurs nach ungefaehr 30 Pesos entsprechen hab ich den Betrag aus meiner Dollarreserve bezahlt.

Die groesste Guanacoherde, die ich bisher zu Gesicht bekam. Auch dass sie mich so nah herankommen liess hat mich ein wenig ueberrascht. Denn in der Regel sind sie scheuer. Aber in dieser Gegend bekommen sie nicht allzuviele Menschen zu Gesicht. Da siegt dann offensichtlich noch die Neugier.


Eine Estancia nahe des Lago Viedma. Der hoechste Gipfel im Hintergrund links ist uebrigens der sagenumwobene Monte Fitz Roy. Ihn werde ich auf meiner Rueckkehr in Richtung Norden allerdings nochmal ganz aus der Naehe sehen. Denn ein Aufenthalt in El Chaltén ist fest eingeplant, dann werd ich auch mehr ueber ihn berichten und hoffentlich schoene Bilder liefern.



Wie war das? Mein Haus, mein Auto, mein Pool...

Tja und damit hab ich die bisher haertesten Kilometer meiner Reise erfolgreich ueberstanden. Darueber bin ich sehr gluecklich und auch mit der Schadensbilanz bin ich zufrieden. Insgesamt hab ich auf der Strecke 2 Schrauben verloren, fuer die ich allerdings Ersatz mit dabei hatte. Ich hatte einen Platten zu verzeichnen, der allerings noch auf den Sturz vor Comodoro Rivadavia zurueckzufuehren ist. Beim einzigen ernstzunehmenden Crash (zwei aufeinanderfolgende seitliche Boeen) rissen zwei Nieten einer Packtasche aus, die ich aber auch ersetzen konnte. Und da ich diesmal auf die andere Seite fiel hab ich jetzt schoen gleichmaessig an beiden Unterarmen Schrammen und der blaue Fleck an der rechten Huefte passt gut zum inzwischen braeunlichen auf der linken... ;-)

Und dass mir dann auf den letzten 50 Kilometern Piste noch der hintere Gepaecktraeger gebrochen ist war zwar im ersten Moment sehr aergerlich. Aber ich konnte ihn zum Glueck sehr gut mit einem Stueck Draht fixieren, so dass ich sogar zunaechst auch darauf verzichten werde ihn schweissen zu lassen. Aber dass das Rad und vor allem auch die Felgen und Speichen die ganzen Schlaege so gut weggesteckt haben, hat mich nun vollends davon ueberzeugt dass ich mit dem besten Material unterwegs bin, was ich fuer diese Tour nur mitnehmen konnte. Das "Urvertrauen" in mein Rad wurde jedenfalls nachhaltig gestaerkt!!! ;-) Toi, toi, toi, dass das noch lange so bleibt.

Und damit verabschiede ich mich bis zum Wochenende. Morgen radel ich zum Gletscher und goenne mir noch ein, zwei Tage am Lago Roca. Wenn ich Glueck hab mit dem Wetter werd ichs vielleicht auch mal mit dem Angeln probieren. Also schaut in ein paar Tagen nochmal rein.

Hasta luego!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Buenos Dias, Amigo!

Nach unserer Begegnung der dritten Art gestern konnte ich mich ja darauf gefasst machen, dass hier wieder was neues auftauchen wird. Und nachdem ich jetzt die Bilder auch anklicke um dann darauf auch was zu erkennen, ist dieser ganze BLOG noch etwas spannender geworden.

Hier also mein Beitrag zur Verteidigung des gelben Trikots in der Comment-Schreibe-Wertung:
Ich würde sagen, ich mache das auch mal, so durch Südamerika, wenn da nur dieses Fahrradfahren nicht wäre...

Und dann die blauen Flecken, da kann ich ja meine Modellkarriere gleich lassen und Lehrer werden. Froh stimmt mich, dass Deine Luxus-Karosse Dir treu die Stange hält (nämlich die zwischen Vorder- und Hinterrad, hahahaha, ich lach mich tot :) :), naja, man sollte über seine eigenen Witze nicht zu laut lachen, aber das war doch jetzt wirklich ein Kalauer erster Güte). Auf der anderen Seite, Du fällst ja dauernd hin, da kann es mit Deinem Fahrradkünsten nicht weit her sein... Ich versuch mich in der Zwischenzeit mit Psycho-Fahrrad fahren. Das funktioniert so: ich stelle mir vor, ich würde Fahrrad fahren, ohne dabei etwas zu tun. Wenn ich noch ganz durchdreh, nehme ich mir mal den Heimtrainer zur Brust.

Gut, alle anderen Schweinereien schreibe ich Dir in eine versaute Email, so wie es die anderen auch machen.

Es ist 17:00 (auf diesem PC jedenfalls)