1.29.2006

Carretera Austral - Der Sueden

Nachdem ich in Villa O´Higgins gemeinsam mit anderen netten Travellern aus Frankreich, Spanien und der Schweiz Weihnachten verbracht habe, ging es am zweiten Weihnachtsfeiertag weiter. Vor mir lag die Carretera Austral! Eine unter Radreisenden bekannte und beliebte Strecke. Und so wunderte es mich nicht, dass ich in den naechsten Tagen so viele Radler treffen sollte wie ich sie waehrend meiner gesamten Zeit vorher nicht getroffen habe. Allerdings waren fast alle in Nord-Sued-Richtung unterwegs. Ich wusste lediglich von dem Schweizer Paerchen das ich in Comodoro Rivadavia am Anfang meiner Reise getroffen hatte, Dani und Michi, dass sie mit etwa 5 Tagen Vorsprung vor mir in Richtung Norden radelten.

Es stellte sich schnell heraus, was diese Strasse generell so schwierig und fuer mich zu einem der haertesten Abschnitte meiner Reise machte. Nach rund drei Monaten eher flachen Terrains, dauerte es einige Tage bis ich mich an die Steigungen von teilweise 20% gewoehnt hatte.
An was ich mich jedoch auch nach Wochen nicht gewoehnte, waren die Schwaerme von Pferdebremsen. Und so ein schwitzender, den Berg heraufkriechender Fahrradfahrer ist natuerlich leichte Beute. Dieses Festmahl laesst sich keine halbwegs vernuenftige Bremse so einfach entgehen...

Auf den ersten paar hundert Kilometern klebt die Piste immer wieder an den steilen Raendern tiefer Schluchten. Und regelmaessig passierte ich Gedenktafeln die an Soldaten erinnern, die waehrend des Baus ihr Leben gelassen haben.
Bei jedem einzelnen Namen den ich las, dachte ich von neuem darueber nach ob der Bau einer Strasse, die letztendlich vor allem dem Zweck diente den chilenischen Besitzanspruch auf dieses Territorium zu sichern, diese Opfer wert ist... voellig gleichgueltig was spaeter auf einer hoelzernen Gedenktafel steht ("Das Blut eines Soldaten ist nie umsonst vergossen worden")...

Aber ich wurde fuer die vielen Anstiege auch reichlich belohnt!!! :-) Mit tollen Ausblicken ueber die Andenkordillere, die hier relativ niedrig ist.

Besonders schoen war der regelmaessige Wechsel zwischen Abschnitten in freiem Gelaende und Waldstuecken. Ein Typ Wald, den ich vorher noch nie gesehen habe. Sehr anders, aber sehr schoen!

Einer der vielen, vielen Wasserfaelle. Das Rauschen muesst ihr Euch dazudenken.

Auch wenn ich in einem sogenannten "gemaessigten" oder auch "kalten Regenwald" unterwegs war. Beim Passieren solcher Stroeme fuehlte ich mich manchmal als waere ich mitten im Amazonasgebiet.

Hier war die Strasse noch in sehr gutem Zustand. Und ich hab auf dieser Reise gelernt diese Momente einfach zu geniessen!!!

Es ist immer wieder schoen auf Leute zu treffen, die den gleichen Spirit haben. Wie hier zum Beispiel Richard aus Santa Vitoria im Baskenland. Er war direkt vor dieser Tour in Tibet unterwegs. So langsam wird er des Radelns allerdings muede. Er meinte, dass er sich schon sehr darauf freue bald wieder nach Hause zu kommen. Irgendwoher kenn ich das... :-)

Und es sind sogar einige Argentinier auf dieser legendaeren Strecke unterwegs. Allerdings war es nach rund drei Monaten der erste Suedamerikaner, den ich radreisend getroffen habe. Wobei er seinen Trip eher sportlich ausgelegt hat. Er berichtete mir von durchschnittlich 130Km/Tag waehrend seiner ersten 4 Tage... das ist ne Menge! Ich hab keine Ahnung, ob er das Tempo bis zu seinem Ziel in Ushuaia durchhalten konnte. Waere sportlich gesehen auf jeden Fall eine beeindruckende Leistung.

Ansonsten kann man in dieser Gegend auch sehr gut mit ner Enduro oder vierraedrig per Landrover unterwegs sein. So wie Erika, Uwe und Felix aus Heidelberg. Viel bequemer ist das allerdings auch nicht, denn wie sie mir spaeter erzaehlten wurden auch sie ganz ordentlich durchgeschuettelt. Besonders auf den Waschbrettabschnitten... :-)

Einer meiner schoensten Zeltplaetze am Lago General Carrera nahe des winzigen Oertchens Puerto Tranquilo. Und es war tatsaechlich ganz schoen "tranquilo" da. :-)

Es finden sich viele schoene Buchten am Lago General Carrera, der auf der argentinischen Seite uebrigens Lago Buenos Aires heisst, obwohl es genau der gleiche See ist. Auch daran erkennt man, dass sich Argentinier und Chilenen sehr gerne voneinander unterscheiden.

Der hier hatte Glueck, dass nur ich um die Ecke bog und nicht etwa ein Kleinlaster mit nem Chilenen hinterm Steuer...

Neben Pferden, Rindern und Schafen traf ich auch immer wieder auf frei herumlaufende Schweine. Dabei war es nicht immer ganz ungefaehrlich anzuhalten und Fotos zu schiessen. Denn was mir waehrend meiner gesamten Reise immer mal wieder mit Kuehen passiert ist, war auch im Falle dieser Schweine nicht anders. Wenn man sie vorher nicht um Erlaubnis fragt, werden sie aergerlich. Speziell wenn sie ihre Jungen mit dabei haben...

Die "Cuesta del Diablo" ("Teufelsanstieg")!!!

Mir war tags zuvor von ein paar Spaniern von bis zu 20% Steigung berichtet worden, so dass ich den ganzen Tag die Hosen voll hatte. Als sich der "Teufelsberg" am Ende dann jedoch als ein locker zu radelnder Serpentinenpass herausstellte war ich zum einen erleichtert und zum andern beschloss ich mir von da an nicht mehr allzuviel Sorgen um die Streckenberichte entgegenkommender Radler zu machen!

Hier hatte ich noch Sonnenschein. Dies aenderte sich leider mit der Ueberquerung des "Teufelsberges". Doch generell hatte ich im Suedteil der Strecke bis Coihaique ganz gutes Wetter.

Ich hoffe, ich langweile Euch nicht mit diesen Postkartenbildern, aber ich muss da einfach abdruecken... ;-)

Die Bilder zum Nordteil folgen...

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