2.05.2006

Esquel -> Bariloche (P.N. los Alerces)

In Esquel angekommen war ich erstmal froh den Regen los zu sein. Ich goennte mir zwei Naechte auf einem winzigen, aber sympathischen Zeltplatz mitten in der Stadt, richtete noch einmal den Schaltzug und stellte fest, dass meine Bremsbelaege im chilenischen Matschwetter sehr gelitten hatten. Die neuen Belaege, die ich am Beginn der Carretera Austral aufgesteckt hatte, waren fast voellig runter... Die hintere Bremse zeigte so gut wie keine Wirkung mehr und die vordere war nur in wenig besserem Zustand. Da ich allerdings keine weiteren Ersatzbloecke mehr mit dabei hatte und ich mit eher flachem Terrain bis San Carlos de Bariloche rechnete machte ich mir keine allzu grossen Sorgen. Ganz im Gegenteil. Ich freute mich auf den Weg durch den Nationalpark Los Alerces, der mir schon von einigen als absolutes Highlight angekuendigt worden war!!! Und sie sollten Recht behalten, und wie...

Aber der Reihe nach. Zunaechst gings mal wieder in die schon bekannte patagonische Weite.
Und ihr koennt Euch vielleicht vorstellen wie sehr ich diese Kilometer auf bestem argentinischem Asphalt, in relativ ebenem Terrain und bei absolutem Kaiserwetter genossen hab...


Zwar hat sich schon sehr bald ein alter Bekannter wieder vorgestellt, den ich waehrend meiner Zeit auf der anderen Andenseite schon fast vergessen hatte. Der Wind. Allerdings hatte ich Glueck und selten mehr als ein gutes Lueftchen gegen mich.
Oft ist mir in der Folge die Frage durch den Kopf gegangen was ich bevorzugen wuerde, wenn der da oben mich mal mitreden liesse.

- "Hey, Junge! Petrus hat sich grad krank gemeldet. Hast´ nicht Lust das Wetter fuer die naechsten drei Tage zu machen?"
- "Ich? aeh..."
- "Hier hast´ die Wettervorhersagen von Kachelmann. Musst dich nicht ganz dran halten, aber voellig enttaeuschen solltest ihn auch wieder nicht. Er ist ein wenig sensibel."
- "...ok..."
- "Wenn Du fertig bist, setz ich meinen Nischel drunter und dann schickst Du´s per Hauspost weiter an die Engel im Wetterlager. Die machen um fuenf Feierabend, also halt dich ran!"

Ich glaub ich wuerd mich letzten Endes fuer "Sonne mit Wind" statt "Regen ohne" entscheiden.

Aber es ist keine leichte Entscheidung!!!

Sobald ich den Nationalpark erreichte war das Ganze sowieso kein Thema mehr. Denn der Weg durch den Park liegt relativ windgeschuetzt weil sehr huegelig und bewaldet.

Der Park selbst ist gepraegt von wilden Seen, den dahinterliegenden Andengipfeln und er bietet tolle Campingmoeglichkeiten nur wenige Meter abseits der gut zu fahrenden Piste.

Da ich bereits ahnte, dass es meine letzten Kilometer auf dem Rad sein wuerden, genoss ich nocheinmal ganz besonders bewusst all das, was mir diese Reise so wertvoll machte...

Die Begegnungen...





Die Landschaften...






Die Sehenswuerdigkeiten...








Die Einsamkeit...







Die Pausen...







Die Natur...









und natuerlich die Strasse...

2.04.2006

Carretera Austral - Der Norden

Nachdem ich Coihaique verlassen habe war ich sehr bald ausschliesslich im Regen unterwegs. Im Rueckblick auf diese Tage dominieren vor allem zwei Eindruecke. Der eine ist der ununterbrochene Regen und das andere sind die Defekte an meinem Rad.

Die Storys sind viel zu lang um sie hier alle aufzuschreiben. Aber im Resultat war ich gezwungen mich fuer einige Kilometer auf nem Pick-up mitnehmen zu lassen, am Ende gar fuer 150 Km ganz auf den Bus umzusteigen und zwischendurch ein paar Tage in kleinen, gemuetlichen und vor allem trockenen (!) Hospedajen zu verbringen wo ich beispielsweise meine Radschuhe 2 volle Tage lang nahe des Holzofens stehen hatte bevor sie endlich trocken waren...

Von dem Gefuehl morgens im Zelt aufzuwachen, das Plaetschern des Regens auf dem Zeltdach zu hoeren, zu wissen, dass ich bald aus dem trockenen, warmen Schlafsack heraus und in die immer noch gleich nassen, kalten Klamotten schluepfen muss, am Ende die noch nasseren und noch kaelteren Schuhe anziehen und dann im Regen das Zelt abbauen und mich aufs Rad setzen werde... davon werd ich Euch besser nix erzaehlen. Denn am Ende denkt ihr noch das waer ziemlich unangenehm gewesen und ziemlich unglaubhaft von mir trotzdem so sehr von dieser Gegend zu schwaermen... ;-)

Nein, im Ernst. Der Nordteil steht dem Sueden in seiner landschaftlichen Schoenheit in nichts nach. Es war schlicht und einfach Pech, dass ich soviel Regen erwischt hab. Denn ein paar Tage spaeter erfuhr ich, dass es selbst in Argentinien auf der anderen, der trockeneren Seite der Anden tagelang geregnet hat. Doch allein das was trotz Regen sichtbar war, hat die Anstrengungen und Muehen gelohnt.

Zwei Dinge hierzu. Zum einen treff ich hier auf ein amerikanisches Paerchen, das seit Monaten durch Suedamerika unterwegs ist. Auf der typischen Nord-Sued-Route. Und zum andern endet hier das Asphaltstueck zwischen Coihaique und Puerto Aisén.

Ersteres ist sehr motivierend, letzteres... naja...

Von diesem Wasserfall gibts auch ne Videoaufnahme. Aber selbst die kann nicht wirklich rueberbringen welche Wassermassen sich hier mit riesiger Wucht durch den Fels druecken!

Und dies hier war einer der schoensten Wasserfaelle, der so leicht von der Piste aus zu betrachten war.

Was macht man klassischerweise wenn man im Urlaub ist und es regnet? Klar, man geht ins Museum...

Und so hab ich nicht lange ueberlegt, als ich an einem kleinen Museum des CONAF, der chilenischen Forstbehoerde vorbeigefahren bin. DIE Gelegenheit einen Condor mal ganz aus der Naehe zu sehen und ihn vor allem auf ein Bild zu bekommen, denn die wildlebenden posieren in der Regel nicht so vor der Kamera wie der hier. ;-)

Dies hier ist der Stumpf eines ueber 400 Jahre alten Lenguabaums, der in den siebziger Jahren gestorben ist. Auch Teil des Naturmuseums. Ausserdem gab es einen Lehrpfad von dem aus alle moeglichen Baum- und Pflanzenarten, die in diesem Regenwald vorkommen zu bestaunen waren. Es waren sicherlich etwa 20 (!) verschiedene Baumarten!