11.19.2005

El Calafate - Lago Roca & Cerro de los Cristales

Der Hinweg in Richtung Perito Moreno Gletscher verlief zunaechst recht unspektakulaer. Schoenes Wetter und fuer patagonische Verhaeltnisse wenig Gegenwind verschafften meiner kleinen Ausflugsfahrt mit Minimalgepaeck einen guten Start.

Als ich schliesslich in die Naehe des Nationalparks kam und das erste Mal seit ich hier in Argentinien unterwegs bin, durch einen richtigen Wald fuhr war mein Glueck perfekt. Rauschende glasklare Fluesse, zwitschernde Voegel in den Baeumen und erstmals der Anblick zweier kreisender Kondore vor den Bergen... Fuer mich war das nach den vielen Wochen trockener Pampalandschaft das Paradies auf Erden!!!

Doch nichts ist so bestaendig wie der Wandel und so holte mich der Parkwaechter am Eingang sehr schnell wieder auf die Erde zurueck. In dem er mir naemlich mitteilte, dass der in meiner Karte und auch noch im Infomaterial des Parks selbst eingezeichnete Campingplatz in diesem Jahr endgueltig geschlossen worden war. Damit konnte ich mir eine Uebernachtung im Park und den Besuch des Gletschers bei Sonnenaufgang abschminken. Doch nicht nur das. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass auch ein Gewaltritt von zusaetzlichen 60 Kilometern hin und zurueck um dann ausserhalb des Parks wild zu zelten kaum noch zu schaffen war. Dennoch fuhr ich erstmal weiter, denn bezahlt hatte ich bereits und eventuell liessen sich ja die Parkwaechter am Gletscher ueberzeugen, dass ich mein Zelt dort aufstellen koennte.

Um die Sache kurz zu machen. Nach 10Km kam mir Robert aus Marburg auf seinem Rad entgegen und nachdem wir uns ein paar Minuten unterhalten hatten und er mir vom Gletscher und der Piste dorthin berichtet hatte, entschied ich mich den Gletscherbesuch zu streichen. Ich hatte ohnehin noch einen Besuch im Torres del Paine Nationalpark geplant, wo also noch einige Gletscher auf mich warteten und ausserdem war der Sonnenschein laengst einer dicken Wolke gewichen.
Und so campierten wir gemeinsam im Wald vor dem Park und erzaehlten uns gegenseitig von unseren bisherigen Erlebnissen und Erfahrungen auf unseren Reisen.

Am naechsten Tag trennten sich unsere Wege wieder, denn er war auf dem Weg in Richtung Norden und ich wollte zum Lago Roca, einem Teil des Nationalparks abseits des riesigen Touristenstroms rund um den Perito Moreno Gletscher.

Eine einsame und wunderschoene Gegend empfing mich nach lockeren dreissig Kilometern. Und bald war mir klar, dass sich der Abstecher gelohnt hatte. Patagonien pur gab es hier zu geniessen. Und als ich dann auch noch entdeckte, dass sich auf dem kostenlosen Campierarreal inmitten des Reservates kein einziges anderes Zelt fand, stand einem erholsamen Aufenthalt am See nichts mehr im Wege. :-)

Fuer den naechsten Tag hatte ich die Besteigung des Cerro de los Cristales geplant. Und als ich von der Erkundung des einen Kilometer entfernten Einstiegs in den Wanderpfad zurueck kam, traf ich Richard aus Cleveland, Ohio. Er hatte sich in Calafate ein Rad gemietet um sich den See und den Gletscher anzusehen. Als er von meinem Plan hoerte morgen frueh auf den Berg zu steigen, schloss er sich spontan an. Wir haben den Abend dann gemeinsam am Lagerfeuer verbracht und so erfuhr ich, dass er seit eineinhalb Jahren in Buenos Aires als Englischlehrer gearbeitet hat und nun in Calafate nach nem schoenen Job fuer den Sommer sucht, da er keine Lust hat ihn in der Hitze Buenos Aires' zu verbringen.

Unser lauschiger Lagerfeuerabend wurde durch einsetzenden Regen schliesslich beendet. Und als ich mitten in der Nacht aufwachte und es immer noch wild aufs Zelt plaetschern hoerte, schlief ich nur schwer und mit leichten Sorgen wieder ein. Doch um 5 Uhr morgens wurde der Regen schwaecher u hatte als ich um kurz vor 6 aus dem Zelt kroch endgueltig aufgehoert. Allerdings war ich einigermassen ueberrascht als ich in Richtung Gipfel sah. Schnee!!! Alles weiss ab etwa 100 Hoehenmeter ueber uns.

Wir entschieden aber trotzdem loszugehen, denn er konnte selbst am Gipfel oben kaum mehr als 10-20 cm hoch liegen. Und auf einen markierten Weg, der nun verschneit sein koennte, hatten wir ohnehin nicht gehofft. Wir waren schliesslich in Argentinien und nicht in den europaeischen Alpen!!! ;-)

Zum Aufstieg selbst bleibt nicht viel zu sagen. Es schneite die ganze Zeit, was immerhin besser war als Regen, die Sache allerdings ziemlich rutschig machte. Der Pfad hatte sich bereits nach wenigen hundert Metern verloren, so dass wir uns unseren Weg selbst suchten und dabei moeglichst vermieden durch allzu dichtes Gebuesch und Dickicht klettern zu muessen. Und auf dem Weg erfuhr ich, dass Rich wie ich 25 ist, er englische Literatur auf nem amerikanischen College studiert hat und dass er als Feuerwehrmann in den Waeldern Kaliforniens gearbeitet hat.

Als wir nach etwa drei Stunden auf dem Gipfel stehend unser Gipfelfoto in der dicken grauen Wolke machten, entschieden wir uns noch ein paar Minuten im eiskalten Wind auszuharren in der Hoffnung, dass es doch noch aufreissen wuerde... Und tatsaechlich, es wurde heller und heller und ploetzlich war die Sicht da...

Was wir dann jedoch sahen, hat uns doch ein wenig ueberrascht. Wir waren noch gar nicht auf dem Gipfel! Es ging von unserem Standpunkt aus vielmehr ein kleines Stueck bergab u dann nochmal etwa 100 Hoehenmeter bis zur Bergspitze hinauf. Aber auch nach unten hin verzog sich ein Schleier nach dem andern und schon bald konnten wir erahnen was fuer ein gigantisches Panorama da unter uns lag. Und
da dem Wetter nicht zu trauen war, schoss ich meine ersten Bilder.

Fuer den Moment war es das Beste was ich machen konnte. Denn zwanzig Minuten spaeter, auf dem richtigen Gipfel war das einzig moegliche Foto, das nun echte Gipfelbild mit Fahnenmasthalterung im Hintergrund. :-) Und auch wenn wir uns mit nassen, halberfrorenen Fuessen und Haenden hinter ein paar Steine kauerten um wenigstens ein bisschen vor dem starken Wind sicher zu sein war das Warten umsonst. Es schneite und schneite und schneite. Uns blieb nichts anderes uebrig als wieder hinabzusteigen und auf eine Verbesserung weiter unten zu hoffen.

Und wir hatten Glueck! Schon wenige Hoehenmeter weiter unten... Die Wolke wird immer lichter, der Schneefall schwaecher... und dann... unbeschreiblich!!!

Auch wenn uns der Schnee den Aufstieg nicht gerade erleichterte, er machte das Panorama um einiges schoener.

Ein Blick ins Seitental. Der Wind fegte ziemlich heftig ueber den Berg. Auf der andern Seite schuf er damit Schneewehen in denen ich mich zum Test mal bis zur Huefte reinstellte. :-)

Ich konnte von dieser Aussicht kaum genug kriegen. Und so schoss ich auf dem Weg nach unten ein Bild nach dem andern. Entsprechend schwer faellt es mir jetzt mich hier auf ein paar wenige zu beschraenken...
Waehrend des Abstiegs kam die Sonne immer kraeftiger durch. Und so war der Blick auf den Lago Roca im Vordergrund und den dahinter liegenden Gletschersee Lago Argentino ein Traum.

Auch der Gletscher war schoen zu sehen. Auf dem Foto wirkt er durch die ueber dem Eis haengende Wolke viel trister als es live tatsaechlich war. Denn diese Wolke war auf den Gletscher und die Berge drumherum beschraenkt. Der restliche Himmel war ziemlich aufgelockert, so dass uns meist die Sonne waermte. Pausen waren so etwas Angenehmes und nicht wie weiter oben noch mit Auskuehlen und Frieren verbunden.

Interessant zu beobachten war auch das dort herrschende Mikroklima. Denn das Inlandeis fuehrt zu einem auf wenige Kilometer begrenzten eigenen klimatischen Raum. Gepraegt durch sehr viel mehr Niederschlag und seine unglaubliche Wechselhaftigkeit.

Insgesamt hat mir dieser kleine Abstecher sehr gut gefallen und der Ausblick vom Berg oben mein bisher groesstes Highlight!!!
Ich freu mich jetzt schon auf meine anstehende Wandertour in den Torres del Paine Nationalpark. Nach der ganzen Radelei tut ein wenig Laufen sehr gut. Ausserdem waere der Park nicht mit dem Rad zu erkunden und ich moechte nicht an den schoensten Stellen Suedamerikas vorbeifahren weil ich mich zu sehr aufs Radfahren fixiere.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Happy Birthday to me, Happy Birthday to me, Happy Birthday, Happy Birthday, Happy Birthday to me...!!!!!

Endlich wird das Wetter bei Dir ein bißchen realer, nicht dieser gräßlich immerstrahlende Sonnenschein. Da kriegt man ja Frustrationspusteln.

Wenn Du ein bißchen wartest, komme ich vorbei und wander mit Dir ein bißchen, das kann ich ja.

Du kannst sehr zufrieden mit Deinem Fotoapparat sein, die Bilder sind sehr gut (was auch an den schönen Motiven liegt), qualitativ hochwertig. Eins würde ich gerne für das Cover einer Band-CD verwursteln, ich hoffe, dass die Rechte nicht zu teuer sind!!

Du Deinem Reisebericht fällt mir nicht viel ein, mir fehlen sozusagen die Worte. Dir ist schon klar, dass, wenn Du wieder zurück bist, Dich auf ein oder zwei Tage in FR einstellen kannst, um mich ausgiebig von Deinem Trip zu informieren.

Gut, heute habe ich keine kreative Phase, nächstes Mal mehr.
Tschü,
Martin H.

Anonym hat gesagt…

Hallo Ben,

klasse zu sehen dass es dir gutgeht und schön dass du diese klasse Bilder mit den daheimgebliebenen teilst.

Aber an so ner Monster Bergtour solchen Gefallen zu finden das kannst auch nur du!
Die Pinguine waren der Hammer, Buenos Aires war spitze fotografiert und die Panoramabilder sind auch ganz groß aber wandern ?!
Schön allerdings dass du dir für den Gewaltmarsch nen Leidenspartner gesucht hast zum Hilfe holen falls ihr beide im Schnee versinkt.
Dir muss ich ja wohl nicht von den Touris erzählen die jedes Jahr in den Alpen verloren gehen?

Viel Spaß auch weiterhin, Malte und ich werden nächste Woche mal auf dem Rathausmarkt nen Glühwein auf dein Wohl trinken.
Alles Liebe aus dem hohen Norden Deutschlands
Micha

Anonym hat gesagt…

Hallo Ben

Na, immer noch munter am Radfahren? Wo bist Du gerade? Wir sind in Punta Arenas und fahren am 30.11.05 weiter nach Puerto Natales. Kommst Du uns schon bald entgegen? Vielleicht koennen wir ja nochmals ein Bier trinken gehen.
Es Gruessli
Michi und Dani